Wie bekommt man das Große Rheinpatent?

Ich habe es geschafft!
Ich habe mein Großes Rheinpatent am 8. August 2018 in Mainz, mit der erfolgreich bestandenen Patentprüfung, erworben!

Vorläufiges Rheinpatent

Das Vorläufige Rheinpatent

Nun schreibe ich in meinem ersten Blogbeitrag, hier in meinem neuen Binnenschifffahrts-Blog, wie ich zu dem Großen Patent gekommen bin.

Was ist das Große Rheinpatent?

Das Große Rheinpatent, auch Großes Patent genannt, erlaubt das Führen von Schiffen aller Art auf dem Rhein.
Genauer auf dem geprüften Rheinabschnitt in Deutschland (in meinem Fall von Rhein-km 780, der Ruhrmündung, bei Duisburg bis km 1035,4 beim Hoek van Holland, Rotterdam) und auf allen Binnenschifffahrtsstraßen. Auch auf den holländischen und belgischen Wasserstraßen darf ich damit fahren.
Den Streckenabschnitt, den ich auf dem Rhein befahren kann, kann ich später mit weiteren Prüfungen erweitern.

Was sind die Voraussetzung für die Patentprüfung für das Große Rheinpatent?

Voraussetzungen für die Patentprüfung für das Große Rheinpatent sind:

  • ein Schifferdienstbuch, in welchem man folgendes Vorweisen kann:
    • 8 Fahrten jeweils zu Berg und zu Tal auf dem zu prüfenden Streckenabschnitt, innerhalb der letzten 3 Jahre
    • 4 Jahre in der Schifffahrt tätig, davon mindestens 2 Jahre in der Binnenschifffahrt
  • Vollendung des 21. Lebensjahres
  • Besitz eines UKW-Sprechfunkzeugnisses für Binnenschifffahrtsfunk
  • Tauglichkeit bewiesen durch ein ärztliches Zeugnis
  • ein polizeiliches Führungszeugnis muss vorgelegt werden

Mein Weg zum Großen Rheinpatent

Ich schreibe hier aus meiner Sicht, meinen Weg zum Rheinpatent.
Es gibt sicherlich andere Wege und Möglichkeiten das Große Rheinpatent zu erlangen, besonders andere Patentkurse und Prüfungsorte. Jemand aus einer Schifferfamilie hat sicher etwas andere Voraussetzungen, als jemand wie ich, der vor der Ausbildung noch nichts mit der Binnenschifffahrt zu tun hatte.

Ausbildung zur Binnenschifferin

Das erste Schiff, auf dem ich war, war das Frachtschiff Willie Raab , auf welchem ich ein zweiwöchiges Praktikum gemacht habe, um mir den Beruf Binnenschiffer anzuschauen.
Das Praktikum hatte mit sehr gut gefallen und so habe ich eine 3-jährige Ausbildung zur Binnenschifferin begonnen. Während der Ausbildung ist man die meiste Zeit auf einem Schiff als Leichtmatrose angestellt, um praktische Erfahrungen zu sammeln.
3 Monate im Jahr ist man auf dem Schulschiff "Rhein", welches in Duisburg im Homberger Stadthafen liegt. Man geht zum Binnenschiffer Berufskolleg Duisburg , um theoretischen Unterricht zu nehmen und hat praktische Kurse auf dem Schulschiff selbst.

Am Ende der Ausbildung macht man eine theoretische und praktische Prüfung auf diesem Schulschiff und ist mit dem Abschlusszeugnis als "Bootsmann" oder auch "Matrose" einstellbar.
Während der Ausbildung erwirbt man auch das UKW-Sprechfunkzeugnis für den Binnenschifffahrtsfunk und macht jeweils im 1. und 3. Lehrjahr einen Erste-Hilfe-Kurs. Auch gibt es Schwimmunterricht, in welchem man das "Deutsche Rettungsschwimmabzeichen von Bronze bis Gold" erwerben kann und man lernt im Schiffssimulator Sandra , wie man ein Radar-Gerät bedient.
Wenn man die Patentprüfung innerhalb von 3 Jahren nach der abgeschlossenen Ausbildung macht, dann werden die theoretischen Prüfungsteile, welche in der Ausbildung schon dran kamen, während der Patentprüfung nicht nochmal abgefragt.

Das Schifferdienstbuch

Das Schifferdienstbuch

Das Schifferdienstbuch

Nach der abgeschlossenen Ausbildung muss man 180 Tage Fahrzeit sammeln, um den Eintrag "Steuermann" in dem Schifferdienstbuch zu bekommen.
Das Schifferdienstbuch bekommt jeder, ob Ausbildung oder nicht, der in der Binnenschifffahrt arbeitet. Es ist ein kleines, blaues Büchlein, in welchem persönliche Daten, die erworbenen Qualifikationen und die absolvierten Fahrten eingetragen werden. Das Schifferdienstbuch gibt man bei Arbeitsbeginn dem Schiffsführer. Es wird im Steuerhaus aufbewahrt, damit die Wasserschifffahrtspolizei es leicht einsehen kann. Jeder gemachte Reise wird dort eingetragen und vom Schiffsführer unterschrieben.
Mindestens einmal im Jahr muss das Schifferdienstbuch bei einer Stelle des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) vorgelegt werden und abgestempelt werden. Wenn man das Schiff wechselt, dann nimmt man das Schifferdienstbuch mit. Bei der Anmeldung zur Rheinpatentprüfung, muss man das Schifferdienstbuch vorlegen, um die gemachten Fahrten auf der zu prüfenden Strecke auf dem Rhein vorzuweisen.

Patentlehrgang bei Atlas Schiffahrt

Man kann versuchen, sich alles was man für die Rheinpatentprüfung braucht, selber beizubringen, aber das ist nicht zu empfehlen. Die meisten Leute machen vor der Prüfung einen Patentlehrgang.
Ich selber habe meinen Patentlehrgang bei Atlas Schiffahrt gemacht. Der Lehrgang geht dort 1 Woche plus 1 Tag Wiederholung direkt vor der Prüfung. Ich habe mich bei Atlas Schiffahrt gut aufgehoben gefühlt, der Unterricht dort wird individuell auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt, die Kurse werden klein gehalten, man lernt in einer angenehmen Atmosphäre. Auch wenn man die Prüfung nicht geschafft haben sollte, betreuen einen die Leute dort weiterhin, bis man es geschafft hat.

Was man in den Kursen vor allem lernt, ist das, was in der Praxis auf dem Schiff zu kurz kommt. Zum Beispiel Navigation an Seeschifffahrtskarten wird in der Prüfung viel geprüft in Mainz. In der Praxis auf dem Binnenschiff navigiert niemand mit Seeschifffahrtskarten, sondern mit Erfahrung auf der Strecke, Radar und mit Zuhilfenahme des AIS-Systems.
Natürlich kann der Patentkurs nicht alle prüfungsrelevanten Inhalte auf einmal beibringen. Man muss schon Monate vor der Prüfung mit dem Lernen der verschiedenen Verordnungen, Streckenkenntnissen und mehr, anfangen, um erfolgreich zu sein. Der Patentkurs ist dafür da, die Lücken zu füllen, die noch da sind.

Patentprüfung in Mainz

Die Patentprüfung findet bei der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) statt. Es gibt drei Orte, an welchen man die Große Rheinpatentprüfung in Deutschland ablegen kann: Duisburg, Mainz und Würzburg. Ursprünglich wollte ich meine Prüfung in Duisburg ablegen. Da es dort Anfang des Jahres 2018 zu Personalengpässen bei der Prüfungsstelle gekommen ist, konnten dort keine Rheinpatentprüfungen in der Zeit abgelegt werden. Deswegen habe ich mich entschieden meine Prüfung in Mainz zu machen.

Um 7:30 war ich bei der GDWS in Mainz. Um 8 Uhr begann die schriftliche Prüfung. Um 10 Uhr war ich da durch. Danach werden die mündlichen Prüfungen einzeln gemacht. Ich war die letzte, also musste ich bis um 14 Uhr warten. Zum Glück gibt es in dem Gebäude eine anständige Kantine und auch einen Außenbereich, in dem man sich aufhalten kann, bis man dran ist.
Die mündliche Prüfung ging dann 2 Stunden, mit drei Prüfern, die mir zu den drei Schwerpunkten Streckenkunde, Verordnungen Binnen und Verordnungen See, Fragen stellten. Wobei es hilfreich ist, wenn man von selber viel erzählen kann. Besonders bei der Streckenkunde muss man frei erzählen können, wo genau man lang fährt und was da so am Ufer und im Fluss ist.
Um 16 Uhr war Ende der Prüfung und es wird einem direkt vom Prüfungsvorsitzenden gesagt, ob man bestanden hat oder nicht.

Ich war so glücklich und erleichtert, dass ich beim ersten Versuch gleich die Rheinpatentprüfung geschafft habe! Nicht alle schaffen das, viele bekommen Probleme mit den vielen Inhalten zu den Seewasserstraßen.
Ich bekam direkt das Vorläufige Rheinpatent ausgehändigt. Dieses gilt, so lange ich noch nicht die Patentkarte habe, welche ähnlich einem Autoführerschein, eine Plastikkarte ist und von der Bundesdruckerei angefertigt werden muss und mir in den kommenden Wochen per Post zugeschickt wird.

Schifffahrt bedeutet lebenslanges Lernen

Mit der bestandenen Patentprüfung fängt das Lernen erst richtig an.
Die Patentkarte ist die Voraussetzung ein Schiff führen zu können. Doch Erfahrung auf der Strecke muss man über Jahre hinweg lernen. Das Navigieren mit einem Schiff verlangt viel Erfahrung. Es ist wichtig vorausschauend fahren zu können. Das Abschätzen, wie sich Strömung, Wind und Wellen auf den eingeschlagenen Kurs auswirken, ist nicht immer so einfach und intuitiv.


Hier sind einige weiterführende Links zu dem Thema in diesem Blogartikel:

Dies war mein erster Beitrag in meinem neuen Binnenschifffahrts-Blog.
Ich hoffe es war interessant zu lesen.
Ich wünsche Dir immer eine handbreit Wasser unterm Kiel!

Veröffentlicht am 17.08.2018 | Stichwörter: Patent, Rhein |